Zu viel, schlechte Produktionsbedingungen, ökologisch unverträgliche Materialien- die Textilindustrie hat derzeit einen schlechten Ruf. Und das auch in großen Bereichen zu Recht. Jedoch gibt es Gegenentwürfe dazu. In meiner Boutique „magic oyster“ setze ich eine dieser Varianten um. Das Schlagwort ist „Vintage“!
Vintage bedeutet für mich, Antiquitäten die man am Körper trägt. Grundsätzlich könnte man das System auch „Edel Second Hand“ nennen.
Der Initalantrieb ein Geschäft mit dieser Art der Ware zu eröffnen, war das Handwerk und Material zu würdigen. Viele der Stücke sind handwerklich in der obersten Liga gefertigt und aus wertvollen Materialien. Auch bin ich selbst Damenkleidermacherin und liebe einfach gute Schnitte. Schnitte die den weiblichen Körper umspielen, die Vorteile hervorheben und das andere geschickt kaschieren. Das ist die große Kunst der Mode.
Mit der Zeit ist jedoch eine andere Thematik aufgetaucht: die zuvor beschriebene Problematik in der Bekleidungsindustrie. Kunden sind immer wieder schockiert unter welchen Bedingungen ihre Kleidungsstücke hergestellt wurden, und welche Auswirkungen ihre kurzlebigen Einkäufe auf die Umwelt haben. Ebenso sind sie entsetzt wie viele Chemikalien in ihren neu gekauften Klamotten stecken, welche dann Schritt für Schritt im Abwasser landen. Auch mich treffen diese Fakten und Bilder jedesmal aufs neue. Und so bin ich glücklich Kleidungsstücken ein zweites Leben zu ermöglichen. Einerseits wird diese so oft sozialunverträgliche Produktion nicht unterstützt, andererseits werden auch ganz einfach die Ressourcen geschont, sei es Material oder Wasser und Luft.
Wenn man die Materialien betrachtet ist ein weiterer Punkt von großer Wichtigkeit: ich liebe Pelze und Leder und Seide! Das sind großartige Erzeugnisse mit tollen Eigenschaften. Jedoch tut es mir äußerst weh, wenn ich weiß dass ein Tier leidet, damit ich ein schönes Kleidungsstück habe. Egal ob Fuchs, Rind oder Raupe. Und hier bietet Vintage den Vorteil, dass mit bereits seit Jahrzehnten existierenden Teile gehandelt wird und dafür keine neue Nachfrage, und somit Angebot, geschaffen wird.
Es geht bei dieser Thematik nicht um Askese, sollte es zumindest nicht! Es geht um bewussten Konsum. Um Stil, um wahre Wertigkeit, um tolle Materialien und nicht darum um jeden Preis, von sich selbst und auch von der Umwelt bezahlt, dem letzten Trend nachzujagen. Auch wenn die Stücke nicht gebraucht sind, kann man darauf achten. So biete ich in meiner Boutique neben den alten Teilen auch Neuware an, die zum Großteil aus fairer und verträglicher Produktion stammt. Kleidung ist etwas tolles um sich zu schmücken, um sich zu zeigen wie man ist oder sein möchte. Diese Form der angewandten Kunst hat das schlechte Image der letzten Zeit nicht verdient!